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Ein Paukenschlag in der Modebranche: Zalando, Europas größter Online-Modehändler, übernimmt den Konkurrenten About You. Was als Gerücht begann, ist nun Realität – ein Milliardendeal, der den E-Commerce-Markt nachhaltig verändern dürfte. Für Händler:innen, die bisher auf einer oder beiden Plattformen verkaufen, stellen sich nun brennende Fragen: Was ändert sich konkret? Welche neuen Spielregeln gelten künftig auf dem vereinten Mode-Marktplatz, und welche Chancen und Risiken bringt die Fusion mit sich? Hier findest du die schonungslos-ehrliche Analyse.
Neue Konditionen und Richtlinien: Einheitliche Regeln oder doppelter Aufwand?
Wenn zwei Plattformen verschmelzen, prallen auch zwei Regelwerke aufeinander. Zalando hat zuletzt deutliche Änderungen an seinem Gebührenmodell vorgenommen, inklusive Einführung einer monatlichen Grundgebühr, teils erhöhter Verkaufsprovisionen und restriktiverer Verkaufslimits für externe Händler. Damit hat sich der Platzhirsch ein Stück weit vom offenen Marktplatz-Charakter verabschiedet – und Partnern spürbar kleinere Margen beschert.
About You ging kurz vor der Übernahme den entgegengesetzten Weg. Mit einem neuen Seller Center wurden Aufnahmegebühren gestrichen und der Marktplatz auch für kleinere Marken geöffnet, Integrationen verkürzten sich von Monaten auf wenige Wochen. Bisher ein klarer USP gegenüber Zalando.
Für Händler:innen bedeutet das aktuell zweierlei: Einerseits bleibt About You kurzfristig der einfachere Einstieg, andererseits müssen Händler:innen mit zwei unterschiedlichen Gebührenmodellen arbeiten. Einheitliche Konditionen sind mittelfristig wahrscheinlich – doch ob diese eher Zalando-like (höhere Gebühren, striktere Regeln) oder About-You-like (offener, schneller, günstiger) sein werden, bleibt offen. Händler:innen müssen jetzt wachsam sein und die eigenen Kalkulationen regelmäßig prüfen.
Reichweite & Wettbewerb: Größere Bühne, weniger Alternativen
Durch die Übernahme entsteht ein Mode-Marktplatz mit potenziell über 60 Millionen aktiven Käufer:innen. Klingt traumhaft – doch diese Marktmacht hat ihren Preis. Bisher konnte man als Marke die Plattformen gegeneinander ausspielen, bessere Konditionen verhandeln oder notfalls wechseln. Diese strategische Option fällt weg. Zalando wird zur dominanten Instanz im europäischen Mode-E-Commerce, wodurch die Verhandlungsposition der Händler:innen eher schwächer wird.
Die offizielle Strategie sieht vor, beide Marken getrennt zu führen: Zalando für modeaffine Vielkäufer:innen, About You für die influencergetriebene, jüngere Community. Ob diese Zwei-Marken-Strategie tatsächlich greift oder beide Plattformen mittelfristig verschmelzen, ist offen. Für Händler:innen ist entscheidend, beide Zielgruppen mit differenzierten Sortimenten und Storytelling anzusprechen, statt überall den gleichen Einheitsbrei anzubieten.
Gleichzeitig bleibt die Konkurrenz durch Ultra-Discount-Anbieter wie Shein und Temu bestehen. Zalando + About You sind groß, aber im Vergleich zu den chinesischen Plattformen immer noch kleiner – und können beim Preis oft nicht mithalten. Händler:innen sollten sich daher nicht auf die neue Reichweite verlassen, sondern weiterhin mit Eigenmarken, direkter Kundenbindung und Servicepunkten arbeiten, die Shein & Co. nicht bieten.
Tools und Services: Mehr Power für Partner – oder Tool-Chaos?
About You bringt mit SCAYLE eine starke E-Commerce-Software mit, Zalando wiederum baut mit ZEOS an einem eigenen Betriebssystem für Händler. Die Zusammenführung dieser Systeme könnte langfristig echte Synergien bringen: zentralisierte Produktpflege, einheitliche Lagerhaltung, kanalübergreifendes Marketing und Abrechnung aus einem Guss.
Kurzfristig jedoch bleibt es kompliziert: Zwei getrennte Backends, unterschiedliche Integrationen und abweichende Anforderungen kosten Ressourcen. Wer mit beiden Plattformen arbeiten möchte, muss derzeit doppelten Aufwand betreiben – eine Herausforderung für kleine und mittlere Händler.
Positiv: Beide Plattformen investieren massiv in Tools für Händler:innen. From Seller Center mit Echtzeitdaten bei About You bis zu Zalando Fulfillment Solutions: Wer jetzt proaktiv alle verfügbaren Features nutzt, ist später besser aufgestellt, wenn die Systeme vereint werden und sich die besten Elemente durchsetzen.
Strategische Vor- und Nachteile für Händler:innen
Vorteile
- Enorme Reichweite durch zwei Plattformen mit unterschiedlichen Zielgruppen
- Synergien in Logistik, Payment und technischen Services möglich
- Breiteres Service-Angebot mit Fulfillment, Marketing, Analytics und Shopsystemen
- Stabilerer Partner durch finanziell stärkeres Gesamtunternehmen
Nachteile
- Weniger Plattform-Alternativen, daher schwächere Verhandlungsposition
- Höhere Kosten und Margendruck durch Zalandos bisherige Gebührenpolitik
- Interne Konkurrenz durch mehr Händler und Eigenbestand der Plattform
- Integrationsaufwand und Unsicherheiten im Übergang
- Keine Garantie für Umsatzsprünge, da Marktherausforderungen bestehen bleiben
Praxistipps: Wie Händler:innen jetzt reagieren sollten
➡️ Mehrgleisig fahren – behalte eigene Shops und Social Commerce parallel aktiv, um unabhängig zu bleiben.
➡️ Plattformen differenziert bespielen – Zalando für Reichweite, About You für Storytelling und junge Zielgruppen.
➡️ Alle Tools konsequent nutzen – Sponsored Products, Fulfillment-Angebote und Analytics bieten messbaren Vorteil.
➡️ Vertragsbedingungen eng verfolgen – Konditionen können sich mit der Integration ändern.
➡️ Marke stärken und Innovation vorantreiben – Plattformen liefern Reichweite, aber Differenzierung entsteht in deinem Shop und deinem direkten Kundenkontakt.
Fazit
Die Übernahme von About You durch Zalando ist weder reiner Segen noch reiner Fluch. Sie ist vor allem ein Signal: Der Modehandel verändert sich rasant. Wer informiert bleibt, strategisch agiert und die eigene Marke unabhängig von Plattformen stärkt, wird auch diesen Wandel erfolgreich meistern. Denn am Ende gilt: Nicht der Größte gewinnt – sondern der, der schneller lernt und klüger handelt.
Quellen (Auswahl, ohne Einbindung im Text)
- manager magazin – Zalando: Übernahme von About You
- Internet World / Online PC – Zalando führt Grundgebühr für Marktplatz ein
- FashionUnited – About You öffnet Marktplatz für neue Partner
- Capital – Warum Zalando den Konkurrenten About You schlucken will
- SELR – Zalando übernimmt About You: Kommentar
- Ecommerce News Europe – About You lowers barriers to its marketplace
- ZDF heute – Zalando plant Übernahme von About You
FAQ zur Zalando-Übernahme von About You: Was Händler:innen jetzt wissen müssen
Was ändert sich durch die Übernahme für Händler:innen auf Zalando und About You?
Kurzfristig bleiben viele Prozesse und Konditionen getrennt. Händler:innen müssen mit zwei verschiedenen Gebührensystemen und Richtlinien rechnen. Mittelfristig könnten jedoch einheitliche Regeln sowie neue Gebührenmodelle eingeführt werden. Es gilt, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen und regelmäßig zu prüfen, ob das eigene Geschäftsmodell noch zu den Plattformbedingungen passt.
Welche Auswirkungen hat die Fusion auf die Reichweite und den Wettbewerb?
Durch den Zusammenschluss entsteht einer der größten Mode-Marktplätze Europas mit über 60 Millionen potenziellen Kund:innen. Allerdings verliert der Markt an Plattform-Alternativen; Händler:innen können die Plattformen künftig nicht mehr gegeneinander ausspielen und haben eine schwächere Verhandlungsposition.
Müssen Händler:innen einen erhöhten Integrationsaufwand einplanen?
Ja, aktuell gibt es zwei unterschiedliche Backends, Integrationen und Anforderungen. Wer auf beiden Plattformen verkauft, hat mit doppeltem Verwaltungsaufwand zu kämpfen. Langfristig könnte die Integration beider Systeme jedoch Vorteile in Bereichen wie Produktpflege, Logistik und Marketing bringen.
Welche Vorteile ergeben sich für Händler:innen durch die Übernahme?
Händler:innen profitieren von einer größeren Reichweite, möglichen Synergien in Logistik und Payment sowie einem breiteren Service-Angebot. Das gemeinsame Unternehmen bietet zudem eine größere finanzielle Stabilität für Partner:innen und Investitionen in Tools.
Welche Risiken und Nachteile bringt die Fusion für Händler:innen mit sich?
Zu den Nachteilen zählen weniger Plattform-Alternativen, erschwerte Verhandlungsmöglichkeiten, potenziell höhere Kosten durch Zalandos Gebührensystem und ein erhöhter Integrationsaufwand. Zudem sind Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Konditionen und der Entwicklung der Plattformen nicht auszuschließen.