Das Jahr 2025 bringt für den Online-Handel bedeutende gesetzliche Änderungen. Von der Produktsicherheitsverordnung bis hin zu barrierefreien Shops und der Einführung der E-Rechnung – Händler:innen sollten sich frühzeitig auf diese Änderungen vorbereiten, um rechtliche Risiken zu vermeiden und Wettbewerbsvorteile zu nutzen. Hier ein umfassender Überblick über die wichtigsten Neuerungen.
Produktsicherheitsverordnung (GPSR): Neue Informationspflichten
Die Produktsicherheitsverordnung (GPSR) tritt ab dem 13. Dezember 2024 in Kraft und zielt darauf ab, die Produktsicherheit innerhalb der EU zu vereinheitlichen. Die Verordnung ersetzt die bisherige Produktsicherheitsrichtlinie und betrifft alle Verbraucherprodukte, die in der EU in Verkehr gebracht werden.
Die Verordnung bringt weitreichende Informationspflichten mit sich: Händler:innen müssen sicherstellen, dass Produkte mit Angaben zu Hersteller:innen, Sicherheitswarnungen und einer Abbildung des Produkts ausgestattet sind. Für Online-Shops bedeutet dies, dass alle relevanten Daten im digitalen Angebot leicht zugänglich gemacht werden müssen.
Darüber hinaus schreibt die GPSR eine Risikoanalyse für jedes Produkt vor. Hersteller:innen müssen potenzielle Risiken identifizieren, dokumentieren und die entsprechenden Unterlagen mindestens 10 Jahre aufbewahren. Dies stellt insbesondere kleinere Anbieter vor neue Herausforderungen, da der Aufwand für die Dokumentation je nach Produkt stark variieren kann.
Für importierte Produkte gilt: Händler:innen müssen eine verantwortliche Person innerhalb der EU benennen, die als Ansprechpartner für die Produktsicherheit fungiert. Diese Regelung betrifft insbesondere Produkte aus Drittländern und erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten.
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Shops bis Juni 2025 barrierefrei gestalten
Ab Juni 2025 gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für alle Online-Shops. Ziel des Gesetzes ist es, digitale Angebote für alle Menschen zugänglich zu machen, einschließlich Personen mit körperlichen, visuellen oder kognitiven Einschränkungen.
Händler:innen müssen ihre Webseiten so gestalten, dass sie von Screenreadern gelesen werden können, klare Kontraste bieten und alternative Texte für Bilder bereitstellen. Auch die Navigation sollte intuitiv sein, sodass Nutzer:innen unabhängig von technischen oder körperlichen Barrieren auf das Angebot zugreifen können.
Besonders relevant wird das BFSG für Anbieter von digitalen Produkten wie E-Books oder elektronischen Geräten. Diese Produkte müssen so gestaltet sein, dass sie den Anforderungen an Barrierefreiheit entsprechen, um weiterhin verkauft werden zu dürfen. Während Kleinstunternehmen von der gesetzlichen Pflicht ausgenommen sind, können diese dennoch von barrierefreien Angeboten profitieren, da sie eine größere Zielgruppe ansprechen.
Einführung der E-Rechnung: Neue Anforderungen für den B2B-Bereich
Die schrittweise Einführung der E-Rechnung im Rahmen des Wachstumschancengesetzes wird den B2B-Handel nachhaltig verändern. Ziel ist es, Papier- und Versandkosten zu reduzieren und die Verarbeitung von Rechnungen zu beschleunigen.
Ab 2025 wird es für Unternehmen verpflichtend, Rechnungen elektronisch zu erstellen und zu übermitteln. Dies betrifft nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen. Die Einführung erfordert eine Anpassung bestehender ERP- und Buchhaltungssysteme, um die neuen Standards zu erfüllen.
E-Rechnungen bieten jedoch zahlreiche Vorteile: Sie ermöglichen eine automatisierte Verarbeitung, verkürzen Zahlungszyklen und bieten eine höhere Transparenz in der Buchhaltung. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Umstellung reagieren, können von einer effizienteren Abwicklung profitieren.
NIS-2-Richtlinie: Cybersicherheit wird Pflicht
Die NIS-2-Richtlinie, die ab 2025 umgesetzt werden soll, legt neue Maßstäbe für die Cybersicherheit in Unternehmen fest. Ziel ist es, die Resilienz gegen Cyberangriffe zu erhöhen und Sicherheitsvorfälle schnell zu erkennen und zu melden.
Unternehmen werden verpflichtet, ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und zu verbessern. Dazu gehört die regelmäßige Schulung von Mitarbeitenden, die Einführung von Notfallplänen und die Investition in moderne Sicherheitstechnologien. Besonders für den Online-Handel ist dies relevant, da Kundendaten und Zahlungsinformationen ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle darstellen.
Die Nichteinhaltung der Richtlinie kann schwerwiegende Folgen haben, darunter hohe Bußgelder und ein erheblicher Vertrauensverlust bei Kund:innen. Händler:innen sollten daher bereits jetzt Maßnahmen ergreifen, um den Anforderungen gerecht zu werden.
EU-Entwaldungsverordnung: Transparente Lieferketten
Die EU-Entwaldungsverordnung, die seit 2023 in Kraft ist, wird ab 2025 verstärkt durchgesetzt. Ziel ist es, den Verkauf von Produkten zu regulieren, die mit globaler Entwaldung in Verbindung stehen.
Betroffen sind Produkte wie Holz, Kakao, Palmöl, Soja und Kaffee. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Lieferketten entwaldungsfrei sind, was eine umfassende Dokumentation und Zertifizierung erfordert. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen kann dies eine finanzielle Belastung darstellen.
Gleichzeitig bietet die Verordnung Chancen: Unternehmen, die nachhaltige Lieferketten nachweisen können, profitieren von einem wachsenden Markt für umweltfreundliche Produkte. Nachhaltigkeit wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor, der das Vertrauen der Kundschaft stärkt.
Arbeitszeiterfassung: Gesetzliche Unsicherheit bleibt
Die gesetzliche Pflicht zur Arbeitszeiterfassung sorgt weiterhin für Unsicherheit. Während der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Zeiterfassungspflicht bestätigt hat, fehlt in Deutschland eine klare gesetzliche Regelung.
Unternehmen sollten dennoch Systeme zur Zeiterfassung einführen, um zukünftige Anforderungen erfüllen zu können. Moderne Tools ermöglichen nicht nur die Erfassung von Arbeitszeiten, sondern bieten auch Analysefunktionen, die zur Optimierung von Arbeitsprozessen genutzt werden können.
Cannabisgesetz: Modellregionen und Unsicherheiten
Die geplante Legalisierung des kommerziellen Cannabisverkaufs bleibt auch 2025 ein Thema. Modellregionen testen derzeit, ob eine breite Umsetzung in Deutschland möglich ist. Für Händler:innen, die den Cannabisverkauf in Betracht ziehen, bleibt jedoch vieles unklar.
Eine mögliche Legalisierung könnte neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen, gleichzeitig sind jedoch strenge regulatorische Anforderungen zu erwarten. Unternehmen sollten flexibel bleiben und die Entwicklungen genau beobachten.
Fazit: Frühzeitig handeln, um Chancen zu nutzen
Die Gesetzesänderungen 2025 bieten sowohl Herausforderungen als auch Chancen für den Online-Handel. Von der Produktsicherheitsverordnung bis zur Barrierefreiheit – wer sich frühzeitig vorbereitet, kann rechtliche Risiken minimieren und Wettbewerbsvorteile nutzen.
Es ist ratsam, die neuen Anforderungen proaktiv anzugehen, um sich zukunftssicher aufzustellen. So lassen sich nicht nur gesetzliche Pflichten erfüllen, sondern auch Potenziale für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung erschließen.