Warum Omnichannel-Neuheiten aus den USA nicht automatisch in Deutschland funktionieren

    23.06.2025 140 mal gelesen 0 Kommentare
    • Deutsche Verbraucher haben oft andere Erwartungen an Datenschutz und Privatsphäre als US-Kunden.
    • Die Infrastruktur und Verbreitung digitaler Kanäle unterscheidet sich zwischen beiden Märkten.
    • Rechtliche Rahmenbedingungen wie das Wettbewerbs- und Verbraucherrecht variieren erheblich.

    Curbside Pickup als Beispiel eines kulturellen Trugschlusses

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    Wenn es um neue Trends im Omnichannel-Commerce geht, schauen viele Entscheider nach Westen – insbesondere in die USA. Dort entstehen ständig neue Services, die Geschwindigkeit, Bequemlichkeit und Technologie in den Mittelpunkt stellen. Einer dieser Services ist der sogenannte Curbside Pickup: Kund:innen bestellen online und lassen sich die Ware direkt ins Auto bringen, ohne auszusteigen. Klingt smart. Funktioniert hervorragend in den USA. Aber ist das auch ein Modell für den deutschen Markt?

    Spoiler: Nicht unbedingt.

    Was ist Curbside Pickup eigentlich?

    Das Prinzip ist simpel: Man bestellt online, fährt zum Store, gibt per App oder Anruf Bescheid – und das Personal bringt die Ware direkt zum Fahrzeug. Ohne Aussteigen. Ohne Schlange. Ohne Kontakt.

    In den USA ist dieser Service bei Handelsriesen wie Walmart, Target oder Best Buy zum Alltag geworden – nicht zuletzt, weil große Parkflächen, breite Zufahrten und eine Drive-Thru-Mentalität dort Standard sind. Kund:innen erwarten Geschwindigkeit und Komfort. Der Service ist eine logische Fortführung ihrer Alltagsroutinen.

    Und in Deutschland?

    Hier wurde der Curbside Pickup vor allem während der Corona-Pandemie eingeführt – als Notlösung für Lockdown-Zeiten. IKEA, MediaMarkt, REWE und andere testeten entsprechende Modelle. Doch die Euphorie war verhalten. Warum? Es sind vor allem strukturelle und kulturelle Hürden, die eine breite Adaption verhindern.

    1. Die Infrastruktur ist eine andere

    • Deutsche Innenstädte sind nicht auf großzügige Zufahrten ausgelegt. Die meisten Stores befinden sich in dicht bebauten Gebieten – Parkbuchten mit Personalservice? Fehlanzeige.
    • Viele Filialen haben keine ausgewiesenen Stellplätze vor der Tür. Die Logistik ist schlicht zu komplex.

    2. Die Mentalität der Kunden unterscheidet sich

    • Deutsche Kund:innen sind gewohnt, ihre Einkäufe selbst abzuholen – und oft bewusst bereit, den Laden zu betreten.
    • Vertrauen und Kontrolle spielen eine größere Rolle. Viele möchten die Ware sehen, anfassen oder sich spontan umentscheiden.
    • Der Gedanke, jemanden zum Auto zu bestellen, wirkt für manche eher unangenehm oder gar übertrieben.

    3. Die Technik hinkt oft hinterher

    • Funktionierende Apps, Live-Tracking, reibungslose Kommunikation mit dem Personal? Leider noch keine Selbstverständlichkeit in vielen Handelsketten.
    • Was in den USA aus einem Guss kommt, wird hier oft halbherzig getestet – oder bricht an fehlenden Schnittstellen zusammen.

    Was lernen wir daraus?

    Nur weil ein Konzept in einem Markt funktioniert, heißt das nicht, dass es sich 1:1 auf andere Regionen übertragen lässt. Der Erfolg von Omnichannel-Services hängt nicht nur von der Technologie ab – sondern vor allem von Kultur, Infrastruktur und Erwartungshaltung der Kund:innen.

    Deutschland braucht eigene Lösungen, die zur lokalen Realität passen. Click & Collect, Paketstationen, persönliche Beratung mit digitaler Terminbuchung – all das funktioniert hier gut, weil es auf Vertrauen, Kontrolle und Effizienz abzielt.

    Die Herausforderung für Händler liegt darin, nicht blind zu kopieren, sondern lokal zu denken – und dabei offen für neue Wege zu bleiben. Denn Innovation ist nicht nur das, was anders ist – sondern das, was wirklich genutzt wird.


    Warum funktionieren erfolgreiche Omnichannel-Modelle aus den USA nicht einfach so in Deutschland?

    Viele US-Modelle setzen auf amerikanische Besonderheiten wie große Parkflächen, Drive-Thru-Mentalität und eine andere Erwartungshaltung der Verbraucher. In Deutschland sind die Infrastruktur und die Kundenbedürfnisse oft anders, weshalb ein bloßes Kopieren selten zum Erfolg führt.

    Welche strukturellen Hürden gibt es in Deutschland für US-Omnichannel-Services wie Curbside Pickup?

    Deutsche Innenstädte sind meist eng bebaut und bieten selten großflächige Zufahrten oder zahlreiche Stellplätze direkt vor den Läden. Das macht Services wie Curbside Pickup organisatorisch und logistisch deutlich schwieriger als in den USA.

    Wie unterscheidet sich die Mentalität deutscher Kund:innen von der in den USA beim Thema Omnichannel?

    Deutsche Konsument:innen legen viel Wert darauf, Waren vor dem Kauf zu sehen oder spontan im Geschäft Entscheidungen zu treffen. Sie schätzen Kontrolle sowie persönliche Beratung und empfinden es oft als ungewohnt oder übertrieben, Ware ans Auto geliefert zu bekommen.

    Welche Rolle spielt Technik für die Umsetzung von Omnichannel-Services in Deutschland?

    Ein reibungsloses Zusammenspiel von Apps, Live-Tracking und Kommunikation mit dem Personal ist für erfolgreiche Omnichannel-Angebote wichtig. In Deutschland gibt es dabei noch technischen Nachholbedarf, da solche Systeme häufig nicht ausgereift oder nicht integriert sind.

    Welche Omnichannel-Services funktionieren in Deutschland besonders gut – und warum?

    Modelle wie Click & Collect, Paketstationen und digitale Terminvereinbarungen funktionieren gut, da sie auf typische deutsche Bedürfnisse wie Kontrolle, Vertrauen und Effizienz eingehen. Sie passen zur hiesigen Infrastruktur und zur Erwartungshaltung der Kund:innen.

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    Zusammenfassung des Artikels

    Curbside Pickup funktioniert in den USA dank Infrastruktur und Mentalität gut, scheitert aber in Deutschland an kulturellen und strukturellen Unterschieden. Händler sollten daher lokale Lösungen entwickeln statt Trends blind zu kopieren.

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    Felix Weipprecht

    Felix Weipprecht ist ein führender Experte im Bereich der Digitalstrategien, mit einem besonderen Fokus auf eCommerce. Seine Spezialgebiete umfassen auch Omnichannel-Lösungen, Suchmaschinenmarketing und Social Media. Mit einer persönlichen, direkten und lösungsorientierten Herangehensweise entwickelt er effektive eCommerce-Strategien, um Ihren Online-Erfolg zu maximieren. Er unterstützt Sie dabei, die Sichtbarkeit Ihrer Webseite zu erhöhen und Ihre Präsenz in sozialen Medien zu stärken. Sein Ziel ist es, Unternehmen ganzheitlich bei der Optimierung ihrer digitalen Präsenz zu unterstützen.


    Nützliche Tipps zum Thema:

    1. Analysiere vor der Einführung von Omnichannel-Neuheiten aus den USA sorgfältig die lokalen Gegebenheiten in Deutschland, insbesondere in Bezug auf Infrastruktur, Kundenmentalität und technologische Voraussetzungen.
    2. Berücksichtige die kulturellen Unterschiede: Deutsche Kund:innen legen oft Wert auf Kontrolle, Transparenz und persönlichen Kontakt – Services sollten darauf zugeschnitten sein, z.B. durch Click & Collect oder digitale Terminbuchung mit Beratung.
    3. Prüfe die logistischen Möglichkeiten vor Ort: Viele deutsche Innenstädte und Filialen bieten keine großzügigen Parkflächen oder Zufahrten wie in den USA – alternative Abholkonzepte können oft besser funktionieren.
    4. Investiere in eine stabile technische Infrastruktur, bevor neue Services ausgerollt werden – intuitive Apps, funktionierende Schnittstellen und reibungslose Kommunikation sind für eine gute Customer Experience essenziell.
    5. Setze nicht auf das reine Kopieren von Trends, sondern entwickle Omnichannel-Lösungen, die den Bedürfnissen und Erwartungen der deutschen Kundschaft entsprechen und tatsächlich einen Mehrwert bieten.

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