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2025 geht zu Ende – und während viele Händler noch mit Peak-Season, Retourenquoten oder Sortimentsplanung beschäftigt sind, zeichnen sich für 2026 grundlegende Veränderungen ab. Einige Regelungen sind längst beschlossen und treten verbindlich in Kraft, andere befinden sich noch in der Planung, werfen aber schon jetzt ihre Schatten voraus.
Für den Online-Handel bedeutet das: mehr Anforderungen an Transparenz, Nachhaltigkeit und Prozessqualität – gleichzeitig aber auch Chancen, mit moderneren Systemen und klaren Standards zukunftssicher aufgestellt zu sein.
Wir stellen die wichtigsten Themen vor, gegliedert in Regulierungen, die sicher kommen, und Bereiche, auf die Händler sich vorbereiten sollten.
Sicher kommend: Diese Änderungen treten 2026 definitiv in Kraft
EU-Verpackungsverordnung (PPWR) – Startschuss am 12. August 2026
Die neue Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) ersetzt die bisher national sehr unterschiedlich umgesetzten Verpackungsgesetze. Ziel: weniger Müll, mehr Recyclingfähigkeit und einheitliche Regeln in allen Mitgliedsstaaten.
Konkret bedeutet das:
- Jede Verpackung muss recyclingfähig sein und darf keine unnötigen Materialien enthalten.
- Für jede Verpackung ist künftig eine Konformitätserklärung vorgeschrieben.
- Mehrwegquoten werden verbindlich eingeführt. Versandverpackungen sollen mehrfach nutzbar sein.
Bedeutung für Händler:
- Kleinere Shops müssen sich frühzeitig zertifizierte Lieferanten suchen.
- Fulfillment-Dienstleister werden ihre Prozesse und Preise anpassen.
- Nachhaltigkeit wird zur Pflicht und kann zum Wettbewerbsvorteil werden.
Produkthaftungsrecht – erweiterte Verantwortung ab Dezember 2026
Die neue Produkthaftungsrichtlinie modernisiert ein Gesetz, das in seinen Grundzügen aus den 1980ern stammt. Neu ist, dass auch digitale Produkte und Software einbezogen werden. Zudem können Plattformen haften, wenn der eigentliche Hersteller nicht eindeutig zu greifen ist.
Beispiele:
- Ein Händler importiert Smartwatches aus China ohne EU-Vertreter. Wird ein Verbraucher geschädigt, kann künftig die Plattform oder der Händler selbst in Anspruch genommen werden.
- Sicherheitslücken in Software gelten ebenfalls als Produktmangel – etwa bei Smart-Home-Geräten mit fehlerhaften Updates.
Bedeutung für Händler:
- Wer Importe anbietet, braucht zwingend einen Ansprechpartner in der EU.
- Produktbeschreibungen müssen technische Spezifikationen und Sicherheitsinformationen korrekt wiedergeben.
- AGB und Versicherungen sollten geprüft werden, um Risiken abzusichern.
Neue Zollabwicklung – zentralisierte Verfahren
Die EU-Zollreform bringt ab 2026 die sogenannte Centralised Clearance (CCI). Bisher mussten Händler in jedem Mitgliedsstaat eigene Verfahren durchlaufen – künftig soll eine zentrale Anmeldung beim Hauptzollamt des Unternehmenssitzes ausreichen.
Vorteile:
- Vereinfachte Abwicklung für Importe aus Drittstaaten.
- Einheitliche Datenübermittlung, weniger doppelte Prozesse.
Herausforderungen:
- IT-Systeme müssen echtzeitfähig sein und konsistente Daten liefern.
- Fehler bei Zolltarifnummern oder Wertangaben wirken sich stärker aus.
Bedeutung für Händler:
- Cross-Border-Händler brauchen saubere Stammdatenprozesse.
- ERP und Shop müssen nahtlos mit den Zollsystemen verbunden sein.
- Frühzeitige Tests verringern Umstellungsprobleme.
Chemikalienverordnung – neue Pflichten ab Juli 2026
Die EU verschärft die Regeln für Chemikalien in Konsumgütern. Dazu gehören nicht nur Chemieprodukte, sondern auch Textilien, Spielzeug oder Elektronik.
Neu ist unter anderem:
- Strengere Meldepflichten in der SCIP-Datenbank.
- Klare Kennzeichnungspflichten auch für Online-Angebote.
- Verbot bestimmter Stoffe in Verpackungen oder Beschichtungen.
Bedeutung für Händler:
- Sorgfaltspflichten in der Lieferkette steigen.
- Auch Wiederverkäufer müssen prüfen, ob die Ware korrekt deklariert ist.
- Transparente Lieferketten werden zum Wettbewerbsvorteil.
In Planung & absehbar: Diese Themen sollte man jetzt schon bedenken
Widerrufsbutton – mehr Komfort für Verbraucher
Geplant ist ein verpflichtender Widerrufsbutton, mit dem Rücktritte vom Kauf so einfach werden wie die Bestellung.
Bedeutung für Händler:
- Shopsysteme müssen technisch erweitert werden.
- Rückgabeprozesse sollten effizient und kostensparend gestaltet werden.
- Frühzeitige Implementierung kann als Signal für Transparenz genutzt werden.
Barrierefreiheit im E-Commerce
Bis 2026 sollen digitale Dienste stärker barrierefrei sein – orientiert an den WCAG-Standards.
Konkret bedeutet das:
- Shops müssen mit Screenreadern nutzbar sein.
- Farben und Kontraste brauchen Mindestwerte.
- Navigationsstrukturen müssen klar erkennbar sein.
Bedeutung für Händler:
- Barrierefreiheit erweitert die Zielgruppe.
- Frühzeitige Umsetzung verbessert die Nutzerfreundlichkeit.
- Händler heben sich durch Compliance und Usability vom Wettbewerb ab.
AI Act – Regeln für KI-Systeme
Der europäische AI Act gilt als weltweit erstes umfassendes KI-Regulierungsgesetz. Für den Handel sind vor allem Empfehlungssysteme, dynamische Preisgestaltung und Chatbots betroffen.
Kernpunkte:
- Transparenzpflichten: Kunden müssen erkennen, wenn sie mit KI interagieren.
- Hochrisiko-Systeme unterliegen strengen Auflagen.
Bedeutung für Händler:
- Übersicht über eingesetzte KI-Systeme schaffen.
- Datenschutz und Transparenz anpassen.
- Verantwortungsvoller Einsatz von KI stärkt Vertrauen.
Umsatzsteuerreform „VAT in the Digital Age“ (ViDA)
Die EU will die Umsatzsteuerprozesse vollständig digitalisieren. Erste Schritte greifen 2026, die vollständige Umsetzung läuft bis 2030.
Konkret kommt:
- E-Invoicing wird zum Standard.
- Echtzeit-Meldungen an die Steuerbehörden werden verpflichtend.
- Der One-Stop-Shop (OSS) wird ausgebaut.
Bedeutung für Händler:
- Rechnungswesen und Buchhaltung müssen angepasst werden.
- Manuelle Prozesse werden kaum noch tragfähig sein.
- Frühzeitige Umstellung reduziert Aufwand und Risiken.
Fazit: 2026 als Jahr der Anpassung – und Chance
2026 bringt verbindliche Änderungen, vor allem bei Verpackungen, Haftung, Zoll und Chemikalien. Gleichzeitig stehen Themen wie Barrierefreiheit, KI und Umsatzsteuer-Digitalisierung auf der Agenda.
Für Händler lohnt sich ein proaktiver Ansatz:
- Wo ist sofortiges Handeln nötig? (PPWR, Produkthaftung, Zoll)
- Wo ist Vorbereitung sinnvoll? (Widerrufsbutton, AI Act, Barrierefreiheit)
- Wo eröffnen sich Chancen? (Nachhaltigkeit als USP, Vertrauen durch Transparenz, Effizienz durch digitale Prozesse)
2026 ist damit weniger ein Risiko als vielmehr ein Weckruf zur Professionalisierung. Wer früh beginnt, ist nicht nur compliant, sondern stärkt auch seine Marktposition.
FAQ zu neuen Regularien im Online-Handel 2026
Was besagt die EU-Verpackungsverordnung (PPWR) für 2026?
Die PPWR verpflichtet Händler dazu, dass jede Verpackung recyclingfähig ist und keine unnötigen Materialien enthält. Außerdem wird eine Konformitätserklärung für jede Verpackung erforderlich sein, und es werden verbindliche Mehrwegquoten eingeführt.
Welche Änderungen gibt es im Produkthaftungsrecht ab Dezember 2026?
Die neue Produkthaftungsrichtlinie modernisiert die Haftung und schließt digitale Produkte und Software ein. Plattformen können ebenfalls haftbar gemacht werden, wenn der Hersteller nicht klar identifiziert werden kann.
Was ändert sich bei der Zollabwicklung im Jahr 2026?
Die EU-Zollreform bringt eine zentrale Zollabwicklung (Centralised Clearance), wodurch Händler nur noch eine zentrale Anmeldung bei ihrem Hauptzollamt vornehmen müssen, anstatt in jedem Mitgliedsstaat eigene Verfahren durchlaufen zu müssen.
Welche neuen Pflichten ergeben sich aus der Chemikalienverordnung ab Juli 2026?
Die Chemikalienverordnung verschärft die Meldepflichten in der SCIP-Datenbank, führt klare Kennzeichnungspflichten für Online-Angebote ein und verbietet bestimmte Stoffe in Verpackungen oder Beschichtungen.
Was bedeutet der geplante Widerrufsbutton für Händler?
Der geplante Widerrufsbutton soll es Verbrauchern ermöglichen, ihre Kaufentscheidungen einfach und bequem rückgängig zu machen. Händler müssen ihre Shopsysteme entsprechend anpassen, um diesen Komfort zu gewährleisten.