E-Commerce im Wandel: Neue Haftungsregeln, KI-Agenten und Boom in Vietnam

    14.07.2025 37 mal gelesen 1 Kommentare

    E-Commerce: Bundesrat will Haftung von Amazon & Co. verschärfen

    Der Bundesrat hat auf Antrag von Baden-Württemberg eine Entschließung gefasst, die den Verbraucherschutz beim Online-Einkauf stärken soll. Künftig sollen Onlineplattformen wie Amazon, Shein oder Temu für nicht konforme Produkte haften, sofern sie keinen in der EU ansässigen Wirtschaftsakteur benennen können, der für das Produkt verantwortlich ist. Die Länderkammer betont, dass als letztes Mittel auch die Sperrung einer gesamten Plattform infrage kommt, bis nicht konforme Angebote entfernt wurden.

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    Online-Marktplätze sollen verpflichtet werden, Verbraucher klar und gut sichtbar über den Unternehmenssitz, eine Rücksendeadresse und eventuell anfallende Kosten zu informieren. Diese Angaben müssen vor Vertragsschluss deutlich erkennbar sein, um eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen. Der Bundesrat fordert zudem, dass die Bundesregierung sich für eine schnelle Aufhebung der EU-Zollfreigrenze von 150 Euro einsetzt, um faire Wettbewerbsbedingungen zwischen europäischen Anbietern und Verkäufern aus Drittstaaten zu schaffen.

    • Onlineplattformen haften für nicht konforme Produkte, wenn kein EU-Wirtschaftsakteur benannt werden kann.
    • Verbraucher sollen vor Vertragsschluss klar über Unternehmenssitz, Rücksendeadresse und Kosten informiert werden.
    • Aufhebung der EU-Zollfreigrenze von 150 Euro wird gefordert.

    Der ursprüngliche Antrag aus Baden-Württemberg sah noch strengere Maßnahmen wie eine Retouren-Steuer und pauschale Warnhinweise vor, fand jedoch keine Mehrheit. Die Bundesregierung soll nun prüfen, ob die Sorgfaltspflichten der Betreiber nachgeschärft werden können, etwa durch den geplanten Digital Fairness Act. (Quelle: heise online)

    Wichtigste Erkenntnisse:
    HaftungOnlineplattformen haften für nicht konforme Produkte ohne EU-Wirtschaftsakteur
    InformationspflichtKlare Angaben zu Unternehmenssitz, Rücksendeadresse und Kosten vor Vertragsschluss
    ZollfreigrenzeBundesrat fordert Aufhebung der 150-Euro-Grenze

    E-Commerce-Explosion in ländlichen Gebieten Vietnams

    Ein aktueller Forschungsbericht von J&T Express zeigt, dass die Online-Einkaufsgewohnheiten der Vietnamesen während der Pandemie stark zugenommen haben und seitdem relativ stabil geblieben sind. Besonders bemerkenswert ist, dass die Nachfrage nach E-Commerce nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen und bergigen Regionen explodiert ist. Vietnamesen tätigen im Durchschnitt 104 Online-Bestellungen pro Jahr – deutlich mehr als in Thailand (75), Singapur und den Philippinen (je 58). Der regionale Durchschnitt liegt bei 66 Bestellungen pro Jahr.

    59 % der vietnamesischen Verbraucher haben bereits mehrfach auf internationalen Websites eingekauft, was den zweithöchsten Wert in der Region darstellt. Vietnam macht 15 % des gesamten Online-Shopping-Marktes in Südostasien aus, nur Thailand liegt mit 16 % knapp darüber. Der Hauptgrund für Online-Einkäufe ist für 76 % der vietnamesischen Befragten die Geldersparnis. Der durchschnittliche Kaufpreis (ABS) in Vietnam beträgt 26 US-Dollar und liegt damit über dem von Thailand (25 US-Dollar) und Indonesien (18 US-Dollar).

    Land Bestellungen/Jahr Durchschnittlicher Kaufpreis (USD)
    Vietnam 104 26
    Thailand 75 25
    Indonesien 18

    Die Logistikbranche in Vietnam wächst rasant mit einer jährlichen Wachstumsrate von 13–15 %. Über 30.000 Unternehmen sind im Logistiksektor registriert, davon 89 % inländische Unternehmen. Der jährliche Umsatz der Logistikbranche liegt bei etwa 40–42 Milliarden US-Dollar. Prognosen zufolge wird die digitale Wirtschaft Vietnams bis 2025 ein Volumen von 52 Milliarden US-Dollar überschreiten und den dritten Platz in der ASEAN-Region einnehmen. (Quelle: Vietnam.vn)

    Wichtigste Erkenntnisse:
    • Vietnam: 104 Online-Bestellungen pro Jahr, 26 USD durchschnittlicher Kaufpreis
    • Logistikbranche: 13–15 % Wachstum, 40–42 Mrd. USD Umsatz jährlich
    • Digitale Wirtschaft 2025: Prognose 52 Mrd. USD Volumen

    Wie KI-Agenten den Onlinehandel aufmischen

    Die Entwicklung von KI-Agenten, die eigenständig Produkte suchen und einkaufen können, könnte den Onlinehandel grundlegend verändern. Visa und Mastercard setzen auf solche Agenten, die sichere Zahlungen im sogenannten Agentic Web ermöglichen. Im Gegensatz zu traditionellen Marktplätzen vermitteln diese Agenten zwischen Nutzer und Händler, sodass der Kunde direkt vom Händler bedient wird. Dies eröffnet neue Chancen für den Handel, insbesondere auch für den Schweizer Onlinehandel.

    KI-Agenten könnten das gesamte Web nach dem besten Angebot durchsuchen und so den Direktvertrieb für Hersteller attraktiver machen. Händler könnten durch die neuen Agenten wieder preiswerteren Kundenzugang erhalten, da hohe Vermittlungsprovisionen auf Marktplätzen möglicherweise wegfallen. Die Preisgestaltung könnte sich dynamisch verändern, da Agenten mit Händler-Agenten individuelle Angebote aushandeln können, etwa Mengenrabatte. Die Bereitstellung maschinenlesbarer Produktdaten und die schnelle Lieferung zu einem guten Preis bleiben zentrale Erfolgsfaktoren.

    • KI-Agenten vermitteln zwischen Nutzer und Händler, ohne die Kundenbeziehung zu besitzen.
    • Direktvertrieb der Hersteller könnte durch Agenten attraktiver werden.
    • Neue Geschäftsmodelle und Ökosysteme rund um Agenten entstehen.
    • Preisgestaltung wird noch dynamischer und individueller.
    Wichtigste Erkenntnisse:
    • KI-Agenten revolutionieren den Kundenzugang und die Preisgestaltung im Onlinehandel.
    • Händler sollten ihre Daten für Agenten bereitstellen und Schnittstellen schaffen.
    • Neue Chancen für kleine Shops abseits großer Plattformen.
    (Quelle: Netzwoche)

    Trotz KI-Hype: Das Ladengeschäft bleibt der Gewinner der Digitalisierung

    Trotz des anhaltenden Wachstums im E-Commerce und des Einsatzes von KI-Assistenten bleibt der stationäre Handel die dominante Kraft. Laut einer globalen Studie des Beratungsunternehmens EY werden auch im Jahr 2025 noch immer 77 Prozent aller Einzelhandelsausgaben in physischen Geschäften getätigt. Die finale Kaufentscheidung fällt laut diversen Studien weiterhin überwiegend im Laden.

    Das Konzept des „Phygital Retail“ beschreibt die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt zu einem nahtlosen Einkaufserlebnis. Technologien wie intelligente Umkleidekabinen oder AR-Anwendungen erweitern das Erlebnis vor Ort. Erfolgreiche Einzelhändler verwandeln ihre Flächen in Erlebniswelten, wie das „House of Sport“-Format von Dick’s Sporting Goods in den USA zeigt, wo Kletterwände und Testflächen geboten werden. Diese Strategie führt dazu, dass Kunden länger verweilen, mehr ausgeben und eine stärkere Bindung zur Marke aufbauen.

    • 77 % aller Einzelhandelsausgaben 2025 weiterhin im stationären Handel (EY-Studie).
    • Phygital Retail: Nahtlose Verbindung von Laden und digitalen Services.
    • Erlebnisorientierte Flächen steigern Verweildauer und Umsatz.

    Die Transformation zum „Phygital Store“ erfordert jedoch erhebliche Investitionen in Technologie und Personal, was die Kluft zwischen großen Ketten und kleinen Händlern vergrößern könnte. Auch Datenschutz und die Gefahr von Filterblasen durch KI-Kuration bleiben Herausforderungen. Die Zukunft des Handels liegt in der intelligenten Verknüpfung beider Welten, wobei die physische Filiale als Bühne für Marke, Erlebnis und finale Kaufentscheidung fungiert. (Quelle: t3n)

    Wichtigste Erkenntnisse:
    • Stationärer Handel bleibt 2025 mit 77 % Umsatzanteil führend.
    • Phygital Retail verbindet digitale und physische Einkaufserlebnisse.
    • Erlebnisorientierte Läden stärken Kundenbindung und Umsatz.

    Quellen:

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    Finde diesen Punkt mit Vietnam ehrlich gesagt ziemlich spannend, weil man den Markt dort sonst ja kaum so im Blick hat. Klar, die boomen wirtschaftlich schon länger, aber dass die jetzt schon mehr online bestellen als Leute aus Singapur überrascht mich trotzdem. Ich hätte nicht gedacht, dass vor allem Regionen "auf dem Land", also so richtig abseits der großen Städte, da so krass nachziehen. Das zeigt mal wieder, was passiert, wenn Digitalisierung richtig vorangetrieben wird und dann auch die Logistik hinterherkommt. 104 Bestellungen im Jahr ist auch echt fett, wenn man mal überlegt, wie viele wir hier bestellen. Fragt mich eh immer, warum das in Europa oft gefühlt alles so träge wächst, da müsste man sich vielleicht mal mehr abschauen, was die in Vietnam besser machen.

    Und zu diesen ganzen KI-Agenten: Ich kann mir schon vorstellen, dass sich da einiges ändert. Wer weiß, ob das für die ganz kleinen Shops dann wirklich den Durchbruch bringt… vielleicht springen eher erstmal die Großen auf, am Ende bündeln die dann wieder alles und „klein aber fein“ wird trotzdem schwer sichtbar. Aber hey, Preisvergleiche und individuelle Angebote in Echtzeit wäre natürlich schon ziemlich praktisch, gerade wenn man beim Onlinekauf eh teilweise ewig sucht, wo es das gerade billig gibt.

    Alles in allem: Die Kombination aus stationärem Handel, Online und KI klingt ja erstmal toll, aber als Endkunde verlässt man sich halt dann doch wieder auf Service und ehrliche Infos. Bin auch gespannt, wie das z.B. dann mit diesen neuen Haftungsregeln für Amazon und co laufen soll – ob das dann wirklich die schwarzen Schafe rausschiebt oder nur in kompliziertere Rückgabeprozesse führt. Und wie im Artikel erwähnt wurde: Wenn dann Plattformen mal komplett gesperrt werden, wird’s bestimmt auch Stress mit unschuldigen Händlern geben, die nix dafür können… Da bleibt für mich noch viel offen, wie das in der Praxis sinnvoll geregelt werden kann.

    Zusammenfassung des Artikels

    Der Bundesrat will die Haftung und Informationspflichten für Onlineplattformen verschärfen, während der stationäre Handel trotz E-Commerce-Booms 2025 führend bleibt.

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    Felix Weipprecht

    Felix Weipprecht ist ein führender Experte im Bereich der Digitalstrategien, mit einem besonderen Fokus auf eCommerce. Seine Spezialgebiete umfassen auch Omnichannel-Lösungen, Suchmaschinenmarketing und Social Media. Mit einer persönlichen, direkten und lösungsorientierten Herangehensweise entwickelt er effektive eCommerce-Strategien, um Ihren Online-Erfolg zu maximieren. Er unterstützt Sie dabei, die Sichtbarkeit Ihrer Webseite zu erhöhen und Ihre Präsenz in sozialen Medien zu stärken. Sein Ziel ist es, Unternehmen ganzheitlich bei der Optimierung ihrer digitalen Präsenz zu unterstützen.

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